Mehr als nur Schießen

Veröffentlicht am 27. Februar 2016 von Christian Kaufer in Hannover, Lokales, Sport
Lutz Flegel, Vorsitzender der Schützengesellschaft Bemerode von 1838, ist stolz auf Tradition und Moderne

Von Dieter Kösel
Bemerode. Die Schützenvereine Hannovers klagen über Nachwuchssorgen. „Wir sind auch betroffen, aber wir versuchen es mit einer Mischung aus Tradition und Moderne“, sagt Lutz Flegel (51). Der 1. Vorsitzende der Schützengesellschaft Bemerode von 1838 verweist darauf, dass in diesem noch jungen Jahr bereits drei neue Mitglieder beigetreten seien. Und die Schützen haben die Hoffnung, beim Eierschießen am 28. März noch mehr Bemeroder für ihren Sport interessieren zu können.
Nachwuchssorgen – dieses Problem war den Großmüttern und -vätern der heutigen Generation fremd. Man trat einem Verein bei und blieb dem lebenslang treu. Auf ihrer Jahreshauptversammlung gedachten die Schützen der 2015 verstorbenen Ernst Knackstedt und Margit Meyer, die beide mehr als 60 Jahre lang Mitglieder der Schützengesellschaft gewesen waren. Dies hat sich in den Zeiten von Internet und Computerspielen geändert.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schützen nicht in den Schulen werben dürfen, seitdem es Amokläufe wie den 2009 in Winnenden gegeben hat. Dass es unter den jungen Menschen Interesse gibt, haben die Bemeroder bei den FerienPass-Aktionen gemerkt, an denen sie seit vier Jahren als einer von derzeit acht hannoverschen Schützenvereinen teilnehmen. Im vergangenen Jahr meldeten sich 23 Mädchen und Jungen. „Mit dieser Anzahl sind wir aber auch an unsere Grenzen gestoßen“, lacht Lutz Flegel. Von den etwa 100 Mitgliedern sind immerhin zehn Jugendliche. Damit können die Bemeroder die Zahl ihrer Schützinnen und Schützen im Vergleich noch stabil halten, obwohl sie über Zuwachs nicht meckern würden. Die Voraussetzungen, um den Schießsport auszuüben, sind ideal, denn die Schützengesellschaft verfügt über eine eigene Schießsportanlage im Schützenhaus, Am Sandberge 18. Auf Wunsch kann auch häufiger als nur einmal in der Woche trainiert werden.
Bei der Schützengesellschaft wird in den Disziplinen Luftgewehr (ab zwölf Jahren) sowie Kleinkalibergewehr und -pistole (ab 14 Jahren) geschossen. Jüngeren ab acht, neun Jahren steht die Lichtpunktanlage zur Verfügung. „Das Schießen erfordert Konzentration, man vergisst den Alltagsstress und will sich verbessern“, nennt Lutz Flegel attraktive Gründe für seinen Sport.
Es gibt genügend Wettbewerbe, intern und extern, um die Treffsicherheit zu überprüfen und steigern. Mit Stolz verweist er auf Desiree Schulze. Die Jugendliche hat einen 0,9 Teiler geschossen – also 0,9 zehntausendstel Millimeter vom Mittelpunkt der Zielscheibe getroffen. Dies hatte in der 178-jährigen Vereinsgeschichte noch niemand erreicht.
Doch Schützenvereine sind mehr als nur Schießen. „Es ist die Kombination aus Sport und Geselligkeit, die mir gefällt“, weiß Lutz Flegel. Beides ist beim Eierschießen am Ostermontag von 10 bis 12 Uhr im Schützenhaus zu erleben. Unter Anleitung können Besucher mit dem Luftgewehr auf die Scheiben anlegen. Anschließend wird das erreichte Ergebnis in selbsteingelegte Soleier umgerechnet, die dann in geselliger Runde verspeist werden können. Für die jüngsten Besucher steht die Lichtpunktanlage bereit, als Preise winken Schoko-Überraschungseier.
Eins ist dem 1. Vorsitzenden wichtig und stimmt ihn für die Zukunft zuversichtlich: „Wir haben einen engagierten jungen Vorstand, dem möchte ich danken.“
Infos: www.sgbemerode.de